Polypharmazie
Untersuchung potenzieller relevanter Arzneimittelinteraktionen im Gesundheitsnetz Frankfurt am Main eG bei chronisch Kranken mit Polypharmazie
In einer immer älter werdenden Gesellschaft stellt die ambulante Versorgung chronisch kranker Patienten eine große Herausforderung für Patienten und Ärzte dar. Der Anteil an Patienten über 60 Jahre wächst kontinuierlich und betrug 27,1% im Jahr 2013.
Die medizinische Versorgung insbesondere mit Arzneimitteln ist nicht mehr nur eine rein kurative, sondern wirkt vielfach präventiv, d.h. versucht akute und chronische Erkrankungen zu vermeiden oder bereits eingetretene Erkrankungen langfristig zu therapieren, um sekundäre Schädigungen abzuwenden.
Das führt dazu, dass Patienten im Alter ab 60 Jahren im Durchschnitt bereits drei verschiedene Arzneimittel, ab 70 Jahren fünf und über 80 Jahren 8 verschiedene Arzneimittel einnehmen. Erhält ein Patient mehr als drei verschiedene Wirkstoffe, ist es häufig schwierig, mögliche Interaktionen vorherzusagen.
Polypharmazie und die damit verbundenen Fragen von (1) Adhärenz, (2) Arzneimittelinteraktionen und (3) Arzneimittelkosten rücken zunehmend in den Fokus der pharmakologischen Versorgung.
Verschiedene Untersuchungen haben in der Vergangenheit gezeigt, dass aufgrund nicht erkannter Arzneimittelinteraktionen und Nebenwirkungen Medikamente von Patienten nicht eingenommen werden, somit keine Wirkung entfalten und unnötige Kosten verursachen.
Generell existieren verschiedene Instrumente, um Ärzten, Apothekern und Patienten Hilfestellung zu geben. Die Rote Liste sowie Praxissoftware, wie beispielsweise IFAP o.a., geben deutliche Hinweise auf mögliche Gefahren von Medikamenteninteraktionen, Warnhinweise sowie Kontraindikationen.
Dennoch haben vergangene Untersuchungen gezeigt, dass in Deutschland konservativen Schätzungen zufolge etwa 30.000 Fälle von Hospitalisierung aufgrund von AMI auftreten, davon enden ~ 3.000 im Jahr tödlich.
Wie kommt es dazu?
Die gezielte Untersuchung potenzieller Arzneimittelinteraktionen an der Schnittstelle der Überweisung zwischen Fach- und Hausätzten und die Anwendung neuer PC-basierter Methoden sollen mögliche Gefahren erkennen, benennen und Vorschläge erarbeiten, diese in Zukunft zu vermeiden. Das hier beschriebene Projekt soll bereits bestehende Projekte ergänzen und fortführen sowie zur Hypothesenbildung zukünftiger klinischer Versorgungsforschungsstudien beitragen.
Die Evaluation wird in unserem Gesundheitsnetz mit vorgegebenen Überweisungsstrukturen stattfinden. Somit sind nachvollziehbare und korrigierbare Abläufe vorhanden.
Die Gesamtdauer dieser Studie entspricht der Förderdauer und wird 1 Jahr betragen.
Insgesamt werden 500 Bundeseinheitliche Medikamentenpläne ausgewertet. Das Projekt ist gefördert durch die KV Hessen.